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Anschlagmittel sind ein wesentlicher Bestandteil im Bereich der Hebetechnik. Sie ermöglichen es, Lasten sicher und effizient zu bewegen. Doch ihre zentrale Rolle bringt auch eine große Verantwortung mit sich: eine regelmäßige und sorgfältige Prüfung dieser Werkzeuge. In diesem Artikel erfahren Sie, was Anschlagmittel sind, warum ihre Prüfung essenziell ist und wie sie korrekt durchgeführt wird – mit Checkliste zum Download.
Was sind Anschlagmittel?
Anschlagmittel sind nicht zum Hebezeug gehörende Hilfsmittel, die zum Anschlagen von Lasten bei Hebevorgängen verwendet werden. Sie dienen als Verbindung zwischen der Last und dem Hebezeug.
Zu den gängigsten Anschlagmitteln zählen unter anderem
- Seile
- Anschlagketten
- Rundschlingen und Hebebänder
- Schäkel
Diese Mittel müssen robust und zuverlässig sein. Zudem ist es wichtig, dass Anschlagmittel an die jeweilige Last angepasst sind. Das bedeutet, sie dürfen nicht über ihre maximale Tragfähigkeit belastet werden, da ansonsten nicht gewährleistet ist, dass sie die angehängte Last zuverlässig tragen. Ein Überschreiten der maximalen Tragfähigkeit stellt ein Sicherheitsrisiko dar!
Anschlagmittel finden in verschiedenen Branchen Anwendung. Im Bauwesen werden sie etwa zum Heben von Baumaterialien eingesetzt, in der Logistik zum Transport von Waren und im Maschinenbau zum Bewegen schwerer Maschinenteile. Eine korrekte Auswahl und Anwendung sind entscheidend für den Arbeitsschutz bei diesen Prozessen.
Neben Anschlagmitteln sind weitere Vorrichtungen erforderlich, um den Hebevorgang durchzuführen:
- Tragmittel sind dauerhaft mit dem Hebezeug verbunden. Sie dienen dem Aufnehmen von Lastaufnahmemitteln, Anschlagmitteln oder Lasten. Beispiele sind Traversensysteme oder Teile von Hebezeugen wie Rundstahlketten, Drahtseile oder Stahlbänder.
- Anschlagpunkte können an der Last angebracht werden und diese anheben. Sie sind an der Last dauerhaft befestigt oder lösbar.
- Lastaufnahmemittel wie Lasthebemagneten, Greifer oder Klemmen gehören nicht zum Hebezeug. Sie können zum Aufnehmen der Last mit dem Tragmittel des Hebezeugs verbunden werden.
Arten von Anschlagmitteln und ihre Anforderungen
Es gibt verschiedene Arten von Anschlagmitteln, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden. Auch unterscheiden sie sich in Material, Bauform und Anwendungsgebiet. Die Tabelle zeigt einen Überblick:
Anschlagmittel | Einsatzbereich / Branche | Material / Konstruktion | Anforderung / Überprüfung |
---|---|---|---|
Rundstahlketten | Bauwesen, Schwerindustrie, Werften, Metallverarbeitung Sie eignen sich besonders gut für raue Umgebungen und für Lasten mit scharfen Kanten. | Ketten für Anschlagmittel sind in der Regel aus festem Stahl gefertigt. Sie müssen robust konstruiert sein, um schwere Lasten zu tragen und den damit verbundenen mechanischen Belastungen standzuhalten. | Die Glieder sollten gleichmäßig geformt sein und dürfen keine Risse oder deutliche Abnutzungserscheinungen aufweisen. Rundstahlketten müssen spätestens alle drei Jahre auf Rissfreiheit und Korrosion überprüft werden. |
Drahtseile | Bauindustrie, Schifffahrt, Bergbau, Logistik Vielseitig einsetzbar, sie werden für das Heben von Lasten sowie als Teil von Hebezeugen und Kränen verwendet, etwa für das Heben von Containern oder Maschinenteilen. | Drahtseile bestehen aus mehreren Drahtlitzen, die zu einem Seil verdrillt sind. Sie bieten eine ausgewogene Balance zwischen Flexibilität und Festigkeit. | Drahtseile müssen auf Abnutzung, insbesondere auf „Vogelkäfig“-Bildung (aufgeweitete Seilstruktur) und Drahtbrüche untersucht werden. Zudem ist auf Korrosion und Beschädigungen der Litzen zu achten. |
Textilbänder, Rundschlingen | Transport und Logistik, Handwerk, Bühnen- und Veranstaltungstechnik Häufig verwendet für das Anschlagen von empfindlichen oder fertig lackierten Gütern, da sie die Oberflächen nicht beschädigen. Ideal für unregelmäßig geformte oder empfindliche Lasten. | Sie bestehen aus synthetischen Fasern und werden aufgrund ihrer Flexibilität und ihres geringen Gewichts geschätzt. Sie sind besonders geeignet für empfindliche oder unregelmäßig geformte Lasten. | Bei Textilbändern und Rundschlingen ist auf Schnitte, Abrieb und Verschleiß zu achten. Sie sollten einmal jährlich auf Beschädigungen und Anzeichen von Materialermüdung überprüft werden. |
Hebebänder | Logistik, Handwerk, Lagerhaltung, Möbeltransport Hebebänder sind leicht und flexibel, sie werden daher vorrangig für das Heben von leichten bis mittelschweren Lasten verwendet. | Hebebänder sind üblicherweise aus widerstandsfähigen Materialien wie Nylon oder Polyester gefertigt und für das Heben leichterer Lasten ausgelegt. | Hebebänder müssen einmal jährlich auf Verschleißerscheinungen wie Risse und Schnitte, besonders an den Nähten und Kanten, kontrolliert werden. |
Schäkel | Bauwesen, Offshore- und Onshore-Anwendungen, Bergbau, Schifffahrt Sie eignen sich zur sicheren Befestigung von Lasten an Hebezeugen und sind ideal für Anwendungen, bei denen eine robuste und sichere Verbindung erforderlich ist, etwa beim Anschlagen schwerer Stahlkonstruktionen oder bei maritimen Anwendungen. | Schäkel sind U-förmige Metallteile mit einem Bolzen oder einem Schraubverschluss. Sie dienen als Verbindungselement zwischen Last und Anschlagmittel. | Die Überprüfung sollte einmal jährlich auf Risse, Verformungen und Korrosion erfolgen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Schließmechanismus, der frei von Verformungen und Beschädigungen sein sollte. |
Verschleiß von Anschlagmitteln
Durch regelmäßigen Gebrauch unterliegen Anschlagmittel einer natürlichen Abnutzung, die die Sicherheit von Mitarbeitenden beeinträchtigen kann: Faktoren wie mechanische Belastung oder Umwelteinflüsse können das Material beschädigen, etwa durch Korrosion oder Verformung. Werden Anschlagmittel außerdem unsachgemäß verwendet oder überlastet, kann das zu einer Materialermüdung und vorzeitigem Verschleiß führen. Besonders betroffen sind hiervon Stellen, die regelmäßig stark belastet werden.
Zu den häufigsten Anzeichen für verschlissene oder beschädigte Anschlagmittel gehören:
- Sichtbare Schäden: Dazu zählen Risse, Schnitte, Abrieb, Verformungen oder Korrosion an den Anschlagmitteln.
- Veränderungen in der Länge: Eine unerwartete Dehnung oder Verkürzung kann auf eine Überlastung oder Beschädigung hinweisen.
- Defekte oder fehlende Kennzeichnungen: Unleserliche oder fehlende Herstellerkennzeichnungen, die wichtige Informationen wie Tragfähigkeit und Materialtyp enthalten, dürfen nicht mehr eingesetzt werden.
- Veränderungen in der Struktur: Bei Seilen oder Anschlagketten sollten Sie auf verdrehte, gelockerte oder herausstehende Drähte achten.
Es ist wichtig, bei diesen Anzeichen sofort zu handeln und die Anschlagmittel nicht mehr zu verwenden. Um Verschleiß vorzubeugen, besteht eine regelmäßige Prüfpflicht wie bei Kran- und Hebezeugen. Dadurch reduzieren Sie das Unfallrisiko und sorgen dafür, dass die Anschlagmittel möglichst sicher verwendet werden können.
Checkliste zur Prüfung von Anschlagmitteln
Da mit Anschlagmitteln schwere Lasten bewegt werden, ist das Sicherheitsrisiko hier besonders hoch. Die meisten Gefahrenquellen entstehen durch folgende Punkte:
- zu schwache, beschädigte oder ungeeignete Anschlagmittel werden eingesetzt
- das Gewicht der Last ist nicht bekannt
- Fehler beim Anschlagen der Last
Durch eine regelmäßige Schulung von Mitarbeitenden sowie durch die gewissenhafte Prüfung der Anschlagmittel kann die Unfallgefahr reduziert werden. Mit unserer Checkliste können Sie die Punkte zur Prüfung Ihrer Anschlagmittel einzeln abhaken und möglichen Unfallgefahren gezielt entgegenwirken.
Häufigkeit der Prüfung von Anschlagmitteln
Die Prüfung von Anschlagmitteln ist gesetzlich vorgeschrieben, denn sie dient der Sicherheit am Arbeitsplatz. Verschiedenen gesetzliche Regelungen definieren die Prüfung für Anschlagmittel, unter anderem die Betriebssicherheitsverordnung und die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS) sowie die DGUV-Regel 109-017.
Wiederkehrende Prüfung
Die Prüfung von Lastaufnahme- und Anschlagmittel sollte mindestens einmal jährlich von einer befähigten Person durchgeführt werden. Die Prüfungsfrequenz kann aber je nach Branche und Anwendungsbereich variieren. In bestimmten Branchen wie der Offshore-Industrie oder der Chemiebranche gelten aufgrund der extremen Arbeitsbedingungen strengere Anforderungen wie häufigere Prüfungsintervalle und eine detailliertere Überprüfung von Anschlagmitteln (etwa auf Korrosionsschäden durch Salzwasser).
Als Anschlagmittel verwendete Rundstahlketten müssen Sie laut DIN-Norm 685-5 in Abständen von maximal drei Jahren kontrollieren lassen.
Beachten Sie für die Einhaltung des richtigen Prüfungsintervalls in jedem Fall auch die Gewährleistung des herstellenden Unternehmens für die Verwendung von Hebebändern und anderen Anschlagmitteln.
Neben einer regelmäßigen Kontrolle gibt es weitere Ereignisse, die eine Prüfung der Anschlagmittel erfordern:
Kontrolle vor der ersten Verwendung
Untersuchen Sie das Material vor der Inbetriebnahme auf eventuelle Beschädigungen. Nutzen Sie keine Anschlagmittel, die Risse, Dellen oder Verformungen aufweisen oder stark von Korrosion betroffen sind. Stellen Sie augenscheinliche Mängel fest, muss eine zur Prüfung befähigte Person die Anschlagmittel kontrollieren.
Außerordentliche Prüfung
Lastaufnahme- und Anschlagmittel müssen in bestimmten Situationen einer außergewöhnlichen Überprüfung durch eine qualifizierte Person unterzogen werden. Diese Fälle umfassen:
- Nach Vorfällen oder besonderen Ereignissen, die potenziell wichtige Sicherheitsparameter wie beispielsweise die Tragfähigkeit der Lastaufnahme- und Anschlagmittel beeinträchtigen könnten.
- Nach Reparatur- oder Instandhaltungsmaßnahmen, die Auswirkungen auf die sichere Anwendung der Lastaufnahme- und Anschlagmittel haben könnten.
Für die Befähigung zur Prüfung ist eine entsprechende Qualifizierung erforderlich. Die befähigte Person muss über eine Ausbildung oder Kenntnisse im technischen Bereich verfügen sowie zusätzlich einen Sachkundelehrgang nach DGUV 109-017 erfolgreich absolviert haben.
FAQ zur Überprüfung von Anschlagmitteln
Die Prüfung von Anschlagmitteln muss von einer befähigten Person durchgeführt werden. Diese Befähigung liegt laut der gesetzlichen Vorschriften vor, wenn die Person über technische Kenntnisse verfügt und einen Sachkundenachweis nach DGUV 109-017 erfolgreich abgeschlossen hat.
Die Häufigkeit der Prüfung von Anschlagmitteln hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art der Anschlagmittel, ihrer Nutzungsintensität und den spezifischen Arbeitsbedingungen. Allgemein sehen die gesetzlichen Vorschriften vor, dass Anschlagmittel mindestens einmal jährlich überprüft werden müssen. In Bereichen mit hoher Beanspruchung oder in besonders anspruchsvollen Umgebungen (wie in der Chemieindustrie oder bei Offshore-Einsätzen) können jedoch häufigere Prüfungen erforderlich sein. Bei einigen Anschlagmitteln beträgt das Prüfungsintervall auch drei Jahre. Anschlagmittel sollten zusätzlich überprüft werden, wenn sie Unfällen oder übermäßigen Belastungen ausgesetzt waren.
Zu den häufigsten Anzeichen für verschlissene oder beschädigte Anschlagmittel gehören:
– Sichtbare Schäden: Dazu zählen Risse, Schnitte, Abrieb, Verformungen oder Korrosion an den Anschlagmitteln.
– Veränderungen der Länge: Eine unerwartete Dehnung oder Verkürzung weist auf eine Überlastung oder Beschädigung hin.
– Defekte oder fehlende Kennzeichnungen: Herstellerkennzeichnungen zur Tragfähigkeit und zum Materialtyp müssen klar erkennbar sein.
– Veränderungen in der Struktur: Bei Seilen oder Ketten sollten Sie auf verdrehte, gelockerte oder herausstehende Drähte achten.
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