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Die Bezeichnungen Stetigförderer und Unstetigförderer stammen aus der Logistik; in der Alltagssprache werden sie eher selten verwendet. Es handelt sich hierbei um übergeordnete Kategorien für gebräuchliche Fördermittel wie Hubwagen, Fließbänder oder Gabelstapler.

Sämtliche Anlagen und Geräte der Fördertechnik, die in Lagern oder Produktionsbetrieben zu finden sind, lassen sich einer der beiden Gruppen zuordnen. Das entscheidende Kriterium ist, auf welche Art und Weise sie betrieben werden. Dieser Ratgeber erklärt Ihnen im Detail, worin der Unterschied zwischen Stetig- und Unstetigförderer besteht und für welche Einsatzbereiche sie sich jeweils eignen.

Grundlage: Bedeutung der Fördertechnik für die Intralogistik

Die optimale Organisation der Intralogistik ist eine wichtige Voraussetzung für den reibungslosen und vor allem kostensparenden Ablauf der alltäglichen Arbeitsprozesse. Ihr Ziel ist die möglichst effiziente Beförderung von Materialien, Rohstoffen und fertigen Waren innerhalb eines Unternehmens. Dabei spielen vor allem zwei Aspekte eine Rolle:

  1. schnelle Transportwege
  2. die geeignete Fördertechnik

Zur Fördertechnik gehören sämtliche Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen, die beim Transport von Waren zum Einsatz kommen. Je nachdem, ob in Ihrem Betrieb kontinuierliche oder flexible Transportprozesse an der Tagesordnung sind, entscheiden Sie sich für Stetig- oder Unstetigförderer; auch eine Kombination verschiedener Fördermittel ist möglich.

Übersicht und Unterscheidung von Stetigförderern und Unstetigförderern

Was sind Stetigförderer?

Bei Stetigförderern handelt es sich um Fördermittel, die einen automatischen Antrieb besitzen und damit ununterbrochen bzw. über einen langen Zeitraum („stetig“) betrieben werden können. Sie sind für die Bewältigung andauernder, umfangreicher Güterströme geeignet und kommen deshalb vor allem in Branchen zum Einsatz, in denen große Mengen Streu- oder Schüttgut befördert werden. Auch für die ständige Versorgung mit einzelnen Stückgütern werden Stetigförderer eingesetzt, beispielsweise im Baugewerbe, in der metallverarbeitende Industrie oder im Bergbau.

Da Stetigförderer ohne Unterbrechung laufen, erfolgen die Aufnahme und Abgabe der Fördergüter bei laufendem Betrieb. Sie benötigen weder Personal noch zusätzliche Energie für das bedarfsgemäße Einschalten der Anlage. Allerdings sind Stetigförderer kaum flexibel, denn es handelt sich überwiegend um ortsgebundene Anlagen mit einem festgelegten Transportweg. Änderungen und Anpassungen sind somit nur in begrenztem Ausmaß möglich und mit einem großem Aufwand verbunden.

Verschiedene Stetigförderer: Beispiele und Varianten aus der Praxis

Da der fortlaufende Betrieb das einzig entscheidende Kriterium ist, gehören unterschiedliche Fördermittel in die Kategorie Stetigförderer. Zum Beispiel gibt es mechanische, pneumatische oder hydraulische Anlagen. Einige Systeme sind ausschließlich für den waagerechten Transport ausgelegt, andere ermöglichen die geneigte oder senkrechte Beförderung von Gütern.

Auf Grundlage von Laufrichtung und Betriebsart erfolgt eine verbreitete Einteilung in

  • Bandförderer: fortlaufendes Band in eine gerade Richtung
  • Kreisförderer: ellipsenförmige oder kurvige Anlage, oftmals für den hängenden Transport
  • Rollenförderer: absteigend angeordnete Kugelrollen, Walzen oder Röllchen; Bewegung erfolgt aufgrund der Neigung, meist ohne zusätzlichen Antrieb

Eine weitere Möglichkeit ist die Unterscheidung in flurgebundene und flurfreie Stetigförderer:

  • Bei der flurfreien Beförderung gibt es keinen Bodenkontakt, weil das Fördergut hängend über Schienen gleitet. Beispiele für diese Bauart sind Hängebahnen oder Kreisförderer.
  • Flurgebundene Stetigförderer bewegen sich hingegen am Boden bzw. sind dort auf Ständern installiert, wie zum Beispiel eine Fließbandanlage oder eine flexible Röllchenbahn auf den entsprechenden Rollenständern.

Die Tabelle zeigt einen Überblick über verschiedene Stetigförderer, unabhängig von den verschiedenen Betriebsarten und Kategorien.

StetigfördererEigenschaften/Funktionsweise
Gurt- bzw. Gleitbandförderer· Förderanlage mit einem Kunststoff- oder Gummigurt, der auf Tragrollen verläuft
· Je nach Beschaffenheit des Gurts für Schütt- und/oder Stückgüter geeignet (z. B. Mulden, Aufkantungen oder glatte Oberfläche)
· Ortsflexible Modelle erhältlich (Montage auf einachsigem Fahrwerk)
Kettenförderer· Tragen bzw. Ziehen der Güter durch ein- oder mehrsträngige Ketten
· Für Schüttgut nur bei Verwendung geeigneter Mitnehmer; z. B. Platten, Tröge, Kratzer, Transportkästen
Becherwerke· Ketten- oder Gurtförderanlage mit becherförmigen Behältern, die Schüttgut schöpfen oder von einer anderen Förderanlage befüllt werden
Schneckenförderer· Röhre mit innenliegender Förderschnecke (gleicht einem Schraubengewinde)
· Durch Rotation der Förderschnecke werden Schüttgüter aufgenommen und befördert
· Optimal für den vertikalen oder schräg ansteigenden Transport von Schüttgütern
Kugel- und Rollenbahnen· Fördergut wird mithilfe von Rollen, Walzen oder Kugeln befördert
· Geneigter Aufbau: Schwerkraft als Antrieb ausreichend
· Waagerechter oder ansteigender Aufbau: Antrieb einzelner Walzen oder Kugelreihen
· Ausschließlich für gleichmäßig geformte Stückgüter geeignet (Kartons, Transportkisten etc.)
Pneumatische Förderer· Röhrensystem für die Beförderung staubförmiger Baustoffe
· Betrieb mit Druckluft oder Saugluft

Unstetigförderer: Definition und Eigenschaften

Als Unstetigförderer werden alle Fördermittel bezeichnet, die nicht durchgängig laufen, sondern ausschließlich bei Bedarf („unstetig“) eingesetzt werden. Abhängig von den anfallenden Arbeiten und Gütermengen im Betrieb können sich Zeiten hoher Aktivität mit längeren Standzeiten abwechseln. Auch das Be- und Entladen erfolgt üblicherweise bei Stillstand. Wichtig ist, dass die jeweiligen Geräte bzw. Maschinen in kürzester Zeit einsatzbereit sind und dadurch jederzeit flexibel genutzt werden können.

Die große Flexibilität bezieht sich nicht nur auf den Zeitpunkt des Betriebs, sondern auch auf den Einsatzort und mögliche Transportwege. In all diesen Punkten haben Unstetigförderer klare Vorteile gegenüber den Stetigförderern. Nachteile gibt es jedoch auch. Dazu gehören die vergleichsweise hohen Betriebs- und Personalkosten, die durch die manuelle Bedienung sowie den erhöhten Personalbedarf entstehen. Manche dieser Fördermittel dürfen zudem nur von Personen bedient werden, die gezielt dafür geschult oder ausgebildet wurden. Mobile Roboter bzw. sogenannte „fahrerlose Transportsysteme“ bieten jedoch mittlerweile Möglichkeiten, die Nachteile und Herausforderungen des Betriebs von Unstetigförderern zu reduzieren.

Unstetigförderer machen trotz einiger Nachteile den mit Abstand größten Teil aller Fördermittel in Industrie, Handel und Handwerk aus. Flurförderzeuge wie Hubwagen oder Gabelstapler sind in fast jedem Betrieb zu finden. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen sind diese flexiblen Transporthelfer essenziell, weil die Anschaffung leistungsfähiger Stetigförderanlagen hohe Kosten verursacht und sich zudem erst bei größeren Fördermengen lohnt.

Bei der Bewältigung alltäglicher Logistikprozesse, die eine hohe Flexibilität erfordern, kommen die folgenden Unstetigförderer zum Einsatz.

  • Hubwagen: große Mobilität, vielseitig einsetzbar, Transport von Paletten und Gitterboxen auf überschaubaren Strecken
  • Hochhubwagen: Bewegung schwerer Lasten, Kommissionierung in großen Höhen möglich
  • Krane: vertikaler Transport schwerer Stückgüter, große Hubhöhen möglich, ortsgebunden oder mit Fahrwerk erhältlich
  • Hebezeuge: Seilwinden, Hebel- und Kettenzüge zum Anheben und Bewegen tonnenschwerer Bauteile, feste Installation am Kran oder mobile Variante mit Laufkatze
  • Hebegeräte: Lifte, Palettenheber oder höhenverstellbare Arbeitstische erleichtern Verpackung und Kommissionierung

In einigen Übersichten werden auch Hängebahnen den Unstetigförderern zugeordnet. Je nach Aufbau und technischer Umsetzung kann eine solche Anlage sowohl im Dauerbetrieb als auch bedarfsabhängig manuell betrieben werden.

Stetig- und Unstetigförderer: Vorteile und Nachteile gegenübergestellt

VorteileNachteile
Stetigförderer· Dauerbetrieb
· Große Fördermengen
· Für Schütt- und Stückgüter geeignet
· Automatisierung leicht umsetzbar
· Be- und Entladung erfolgt bei laufendem Betrieb
· Geringere Betriebskosten
· Geringe Flexibilität
· Ortsgebunden
· Transportweg und -richtung (senkrecht, waagerecht) ist festgelegt
· Anpassungen nur unter größerem Aufwand möglich
· Detaillierte Planung der Förderanlage im Voraus
· Großer Platzbedarf
· Hohe Investitionskosten
Unstetigförderer· Hohe Flexibilität
· Ortsunabhängig
· Frei wählbare Transportwege
· Einsatz nach Bedarf
· Überschaubare Investitionskosten
· In kleinen Betrieben und großen Unternehmen einsetzbar
· Beförderung von Schüttgütern nur mit geeigneten Transportbehältern
· Kleine bis mittlere Fördermengen
· Vergleichsweise hohe Betriebskosten
· Personal muss geschult werden
· Be- und Entladung erfordert Stillstand
Nachträgliche Automatisierung nur bedingt möglich

An dieser Übersicht wird deutlich, dass es streng genommen keine eindeutigen Vor- und Nachteile gibt. Vielmehr hängt es von den Bedingungen in Ihrem Betrieb und den dort anfallenden logistischen Aufgaben ab, welche Fördertechnik am besten geeignet ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Transportprozesse detailliert zu analysieren und sich mit den Eigenschaften verschiedener Fördermittel auseinanderzusetzen, bevor Sie sich für ein System entscheiden.

Gefahrenquellen und Sicherheitsvorschriften für Stetigförderer und Unstetigförderer

Beim Umgang mit schweren Maschinen und Fahrzeugen besteht immer ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Fördermittel bilden davon keine Ausnahme, deshalb ist der Arbeitsschutz sowohl beim Einsatz von Stetigförderern als auch bei der Bedienung von Unstetigförderern unbedingt zu beachten.

Laut Unfallstatistik der DGUV haben Stetigförderer und Unstetigförderer bei mehr als 40.000 Arbeitsunfällen im Jahr 2021 eine Rolle gespielt (s. Kapitel 5 bis 7). Bei etwas mehr als 730.000 Arbeitsunfällen insgesamt ist das ein beträchtlicher Anteil. Häufige Gefahrenquellen sind

  • bei Stetigförderern: der Einzug von Körperteilen an Antriebs- und Tragrollen, herabfallende Fördergüter, fehlende Sicherheitsvorkehrungen beim Reinigen der Anlage, Quetschgefahr beim manuellen Beladen
  • bei Unstetigförderern: das Überfahren oder Quetschen von Körperteilen, Zusammenstöße mit Menschen oder Fahrzeugen, herabfallende Lasten bei Überladung oder falscher Ladungssicherung, kippende Fahrzeuge aufgrund falscher Beladung oder bei zu hohen Kurvengeschwindigkeiten

Neben Sicherheitsvorschriften, die für die Geräte und Anlagen selbst gelten, wie zum Beispiel die jährliche FEM-Prüfung für Flurförderzeuge oder die gesetzliche Prüfpflicht für Krane und Hebezeuge ist es vor allem wichtig, die Belegschaft regelmäßig im sicheren Umgang mit den Fördermitteln zu schulen und das notwendige Wissen für den täglichen Betrieb aufzufrischen. Wenn alle in der Belegschaft wissen, wie sie Hebelkraft richtig berechnen und was die Standsicherheit und die Tragfähigkeit von Flurförderzeugen beeinträchtigt, lassen sich viele Gefahren und damit auch Unfälle von vorneherein vermeiden.

FAQ über Stetigförderer und Unstetigförderer

Was sind Stetigförderer?

Stetigförderer sind Förderanlagen wie Fließbänder, die im Endlosbetrieb laufen, also ohne Unterbrechung betrieben werden können. Das Be- und Entladen erfolgt meist automatisch und ebenfalls bei laufendem Betrieb. Auf diese Weise lassen sich große Mengen an Schütt- oder Stückgütern schnell und effizient befördern. Stetigförderer kommen zum Beispiel beim Abtransport von Bauschutt, bei der Förderung von Rohstoffen im Bergbau, in der Massenproduktion oder beim Warentransport zum Einsatz.

Welche Stetigförderer gibt es?

· Gurt- und Bandförderer
· Kettenförderer
· Becherwerke
· Schneckenförderer
· Kugel- und Rollenbahnen
· Pneumatische Förderer
· Hydraulische Förderer
· Schwingförderer
· Stauförderer
· Fallrohre
· Rutschen

Was sind Unstetigförderer?

Unstetigförderer werden manuell bedient bzw. gesteuert und kommen deshalb nur bei Bedarf zum Einsatz. Da sie jederzeit einsatzbereit sind, schnell an den jeweiligen Einsatzort bewegt und verschiedene Transportwege einschlagen können, sind sie sehr flexibel. Am weitesten verbreitet sind Hubwagen; in größeren Betrieben kommen Gabelstapler und Krananlagen hinzu. Sie sind optimal für die Bewältigung unregelmäßiger Güterströme geeignet.

Bildquellen:
© 
Jungheinrich AG