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Pick-by-Voice ist ein Kommissionierverfahren, das in der Lagerlogistik angewendet wird. Es soll den Prozess der Kommissionierung kostengünstig, effizient und möglichst fehlerarm gestalten. Im Ratgeber erfahren Sie, wie das Verfahren funktioniert und welche Vor- und Nachteile Pick-by-Voice für Unternehmen hat.

Was ist Pick-by-Voice-Kommissionierung?

Im Gegensatz zu anderen Kommissionierverfahren kommuniziert das Personal beim Pick-by-Voice-Verfahren per Headset und Sprachcomputer mit dem Lagerverwaltungssystem (LVS). Mitarbeitende werden per Sprachbefehl durch den Kommissioniervorgang geführt und können auf diese Weise Aufträge bearbeiten. Die Spracheingabe ermöglicht es, Produkte freihändig zu kommissionieren.

Ziel der Technologie ist, dass die Kommissionierung möglichst effizient abläuft. Pick-by-Voice-Systeme müssen in ein Lagerverwaltungssystem (LVS) integriert werden, damit sie funktionieren.

Was sind die Eigenschaften des Pick-by-Voice-Verfahrens?

Pick-by-Voice-Systeme zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Sprachbasierte Anweisungen: Ihr Kommissionierpersonal erhält Anweisungen über einen Sprachcomputer und ein Headset.
  • Freihändiges Arbeiten: Mitarbeitende haben bei der Kommissionierung beide Hände frei und müssen kein Scangerät bedienen.
  • Bestandsverfolgung in Echtzeit: Die Entnahme von Artikeln wird sofort im LVS aktualisiert, sodass die Bestände immer aktuell sind.

Für welche Unternehmen ist Pick-by-Voice geeignet?

Die Kommissionierung per Sprachbefehl ist hauptsächlich für Unternehmen geeignet, welche ein hohes Kommissionieraufkommen, stark oder saisonal schwankende Lagerbestände oder viele verschiedene Artikel im Lager haben, zum Beispiel:

  • E-Commerce-Unternehmen
  • Drittanbieter von Logistikdienstleistungen
  • Einzelhändler
  • Pharmazeutische Unternehmen
  • Fertigungsunternehmen

Vor- und Nachteile der Pick-by-Voice-Kommissionierung

Wie alle Kommissioniermethoden hat auch das Spracheingabeverfahren Vor- und Nachteile, einen Überblick erhalten Sie in der Tabelle:

VorteileNachteile
Hohe Effizienz
Durch die Verwendung von Sprachbefehlen können Ihre Angestellten die Kommissionieraufträge mit einem möglichst geringen Zeit- und Arbeitsaufwand erledigen. Pick-by-Voice-Systeme lassen sich so konfigurieren, dass Wegstrecken optimiert werden, d.h. dem Personal werden möglichst kurze Fahr- oder Laufzeiten zwischen den einzelnen Kommissionierplätzen zugewiesen. Das System gibt genaue Anweisungen, z. B. darüber, wo Waren gelagert werden, sodass Mitarbeitende diese ohne Umwege auffinden können.
Mit dem Pick-by-Voice-Verfahren können Sie Ihre Logistik- und Lagerhaltungskosten optimieren: Eine erhöhte Effizienz und geringere Fehleranfälligkeit steigern die Kommissionierrate. Die Methode kann ebenso Verluste minimieren, da die präzisen Anweisungen des Systems verhindern, dass fehlerhafte oder beschädigte Ware ausgeliefert wird.
Anfängliche Kosten
Die Einführung der Pick-by-Voice-Technologie erfordert hohe Anfangsinvestitionen in Hard- und Software sowie Personalschulungen, die für einige Unternehmen einen erheblichen Kostenfaktor darstellen können.
Geringe Fehlerquote
Die Pick-by-Voice-Technologie reduziert Fehler, indem sie Ihrem Personal klare Anweisungen und Feedback gibt. Entnimmt das Personal z. B. einen falschen Artikel aus dem Regal oder legt ein Produkt an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle ab, spricht das System eine Warnung aus. Es teilt der Person mit, was genau sie falsch gemacht hat und was sie stattdessen tun soll. So können Mitarbeitende Fehler direkt korrigieren.
Eine geringe Fehlerquote kann sich positiv auf den Umsatz auswirken, da Kosten für Retouren und deren Entsorgung entfallen. Zudem zahlt sie sich auf die Kundenzufriedenheit aus, da wenige Artikel falsch oder beschädigt ausgeliefert werden.
Integration ins LVS
Die Pick-by-Voice-Technologie muss in das bestehende LVS integriert werden. Dieser komplexe Vorgang sollte von Fachpersonen durchgeführt werden. Integrationsprobleme können zu Verzögerungen und Fehlern im System führen, was sich negativ auf den Kommissionierbetrieb auswirken kann.
Verbesserte Sicherheit
Das Pick-by-Voice-Verfahren verbessert die Sicherheit im Lager: So kann das Sprachsystem Hinweise zu sicherheitsrelevanten Situationen geben. Wenn sich z. B. ein Flurförderzeug einem schwer zugänglichen Bereich wie einem engen Arbeitsgang oder einem nassen Boden im Lager nähert, kann das System eine Warnung aussprechen. So ist die staplerfahrende Person informiert und kann ggf. einen anderen Weg wählen. Dadurch, dass Ihre Angestellten nicht auf ein Display schauen und beide Hände frei haben, verringert sich das Unfallrisiko – vor allem wenn Hubwagen oder Hochhubwagen zum Einsatz kommen.
Umgebungslärm und Hintergrundgeräusche im Lager
Eine hohe Lärmbelästigung im Lager sowie verschiedene Hintergrundgeräusche können die Sprachübermittlung stören. Nicht immer kann das System in einer lauten Umgebung die Anweisungen des Personals richtig verstehen, hierdurch können Picking-Fehler begünstigt werden.
Verbesserte Kundenzufriedenheit
Durch die kurzen Kommissionierungszeiten verlässt die Ware Ihr Lager schnell und gelangt somit innerhalb kurzer Zeit an den Zielort. Gepaart mit einer geringeren Picking-Fehlerrate erhöht das die Kundenzufriedenheit und kann zu einer verbesserten Kundenbindung führen.

Achten Sie bei der Verwendung der Pick-by-Voice-Methode auf eine möglichst geräuscharme Umgebung, um Picking-Fehler zu vermeiden und einen reibungslosen Ablauf der Kommissionierung zu gewährleisten.

Wie ist der Ablauf bei der Pick-by-Voice-Kommissionierung?

Je nach Lagerprozessen kann das Pick-by-Voice-Verfahren von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein. Typischerweise werden jedoch folgende Schritte durchlaufen:

1. Zuweisung von Aufträgen an Kommissionierpersonal

Die Aufträge werden vom Pick-by-Voice-System an den mobilen Sprachcomputer des Kommissionierpersonals übertragen. Dieser übersetzt die Befehle in Sprache und übermittelt sie an das Headset.

2. Standortbestätigung

Wenn die Kommissionierfachkraft am Standort des ersten zu kommissionierenden Artikels ankommt, teilt sie den Standort mit, indem sie eine eindeutige Kennung in das Mikrofon spricht. Das System bestätigt ebenfalls den Standort und fordert dazu auf, den ersten Artikel zu entnehmen.

3. Entnahme des Artikels

Die Kommissionierfachkraft entnimmt den Artikel und belegt per Spracheingabe die Entnahme. Die Software stellt ebenfalls die Entnahme fest und fordert dazu auf, zum nächsten Artikel zu gehen.

4. Bestätigen der Bestellung

Sobald alle Artikel einer Bestellung entnommen sind, bestätigt die Kommissionierfachkraft die Bestellung per Sprachnachricht. Die Pick-by-Voice-Software teilt mit, dass der Auftrag vollständig ist und übermittelt den nächsten Auftrag.

5. Aktualisierung der Inventaraufzeichnungen

Sobald ein Auftrag kommissioniert wurde, aktualisiert das System die Lagerbestände.

Welche Pick-by-Voice-Befehle gibt es?

Typische Sprachbefehle und Informationen, welche Personal und System austauschen, sind:

  • Standortbestätigung des Artikels
  • Identifizierung des Artikels
  • Bestätigung der entnommenen Menge
  • Auftragsbestätigung nach Abschluss des Kommissioniervorgangs
  • Fehlerkorrektur durch das System bei falscher Entnahme
  • Status-Updates des Systems (z. B. Informationen darüber, wie viele Artikel entnommen werden müssen, bis der Auftrag abgeschlossen ist)

Tipps für eine optimierte Pick-by-Voice-Kommissionierung

Damit das Pick-by-Voice-Verfahren in Ihrem Lager optimal funktioniert, haben wir einige Tipps zusammengestellt, mit denen Sie es etablieren können.

  1. Führen Sie eine gründliche Analyse Ihres Lagers und Prozesse durch

    Pick-by-Voice Schritt 1: Führen Sie eine gründliche Analyse Ihres Lagers und Prozesse durchBevor Sie ein Pick-by-Voice-System einführen, sollten Sie eine gründliche Analyse Ihres Lagers und der damit verbundenen Prozesse durchführen. Diese Analyse umfasst eine Bewertung des Lagerlayouts, des dortigen Geräuschpegels sowie der Art der zu kommissionierenden Artikel. Des Weiteren müssen Sie sich überlegen, ob Sie die Spracherkennung lediglich zur Kommissionierung nutzen wollen oder auch für andere Prozesse wie z. B. den Wareneingang.

  2. Achten Sie auf die Kompatibilität zu Ihren vorhandenen Systemen

    Pick-by-Voice Schritt 2: Achten Sie auf die Kompatibilität zu Ihren vorhandenen SystemenEin Pick-by-Voice-System muss zwingend mit dem Lagerverwaltungssystem (LVS) kommunizieren können. Bevor Sie sich für ein System entscheiden, stellen Sie also sicher, dass dieses sich in Ihr LVS integrieren lässt. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie entweder ein anderes Pick-by-Voice-System wählen oder ein alternatives LVS einführen.

  3. Überwachen und bewerten Sie die Performance des Systems

    Pick-by-Voice Schritt 3: Überwachen und bewerten Sie die Performance des SystemsSobald das Pick-by-Voice-System implementiert ist, sollten Sie regelmäßig dessen Performance überprüfen. Dazu gehört die Überwachung der Kommissioniergenauigkeit und -geschwindigkeit, der Produktivität Ihres Personals und möglicher Herausforderungen, die während des Prozesses auftreten können.
    Anhand dieser Informationen lassen sich Anpassungen am Prozess vornehmen (z. B. Veränderungen im Lagerlayout oder der Artikelcodierung). Hierdurch können Sie die Intralogistik im Lager optimieren und eine möglichst hohe Effizienz erreichen.

Welche Geräte und Software sind für Pick-by-Voice erforderlich?

Für das Verfahren ist verschiedene Hard- und Software notwendig. Die Hauptkomponenten sind:

  • Mobiler Sprachcomputer

Das Personal führt einen mobilen Sprachcomputer mit sich, der z. B. am Gürtel befestigt wird. Der Sprachcomputer ist per WLAN mit dem LVS verbunden.

  • Headset

Über ein am Sprachcomputer angeschlossenes Headset kommuniziert das Personal mit dem LVS: Es nimmt Sprachnachrichten des Systems entgegen und spricht Bestätigungen in das Mikrofon.

  • Lagerverwaltungssystem (LVS)

Das Pick-by-Voice-System ist auf ein LVS angewiesen, welches mit dem Sprachcomputer kompatibel ist, um den sprachgesteuerten Kommissionierprozess zu ermöglichen.

  • WLAN-Netzwerk

Der Sprachcomputer kommuniziert über ein WLAN-Netzwerk mit dem LVS. Das WLAN-Netzwerk muss schnell und zuverlässig sein, damit die Sprachbefehle und Antworten schnell und präzise übertragen werden.

Welche Kosten kommen bei einem Pick-by-Voice-System auf Unternehmen zu?

Die Anschaffungskosten eines Pick-by-Voice-Systems hängen davon ab, wie groß das Lager ist und welche Systeme schon vorhanden sind. Eine pauschale Aussage dazu ist nicht zu treffen. Folgende Kostenpunkte müssen jedoch einkalkuliert werden:

  • Hardware

Headsets und mobile Sprachcomputer für jede Kommissionierfachkraft, sowie WLAN-Router und ggf. Repeater, damit das komplette Lager mit WLAN-Empfang abgedeckt ist

  • Software

Lagerverwaltungssystem, das kompatibel mit dem Sprachcomputer ist

  • Kosten für Integration und Installation des Systems sowie Personalschulungen

Zur Integration des Systems und der Schulung der Angestellten ist meist die Beauftragung eines IT-Dienstleistungsunternehmens notwendig

  • Wartungs- und Supportkosten

Damit das System optimal funktioniert, muss es regelmäßig gewartet und mit Updates versorgt werden. Bei Problemen muss zudem ein Supportservice zur Verfügung stehen. Für beide Aufgaben ist ebenfalls meist die Beauftragung eines externen Unternehmens notwendig.

Die entstehenden Kosten sind von verschiedenen Faktoren abhängig und können unterschiedlich hoch ausfallen. Daher ist es nicht möglich, die genauen Ausgaben zu beziffern.

Welche Alternativen zu Pick-by-Voice gibt es?

Die Pick-by-Voice-Kommissionierung ist nicht für jeden Betrieb geeignet. Je nach Betriebsgröße sowie Art und Menge der Waren können Sie die Kommissionierung auch mit folgenden anderen Methoden durchführen:

Pick-by-Paper

Pick-by-Paper ist ein papierbasiertes System für die Kommissionierung. Die Angestellten erhalten Kommissionierlisten oder Packzettel aus Papier, auf denen sie die Aufträge handschriftlich dokumentieren. Nach der Kommissionierung müssen die Daten in das Lagersystem übertragen werden.

Pick-by-Scan

Bei der Pick-by-Scan-Methode werden die Aufträge und Picklisten auf einem Mobilgerät angezeigt. Zusätzlich ist hierfür ein Gerät zur mobilen Datenerfassung (MDE) nötig, um die Barcodes der kommissionierten Artikel zu scannen.

Pick-by-Light

Pick-by-Light-Systeme (auch „Pick-to-Light“) verwenden Lichter und Displays, um das Personal zu den richtigen Stellen im Lager zu leiten, an denen sie die Artikel entnehmen können. Jeder Lagerplatz ist mit einer Leuchte oder einem Display ausgestattet, welches die Menge der zu kommissionierenden Artikel anzeigt. Die Angestellten scannen Barcodes zur Bestätigung der Artikelentnahme.

Pick-by Vision

Mit der Kommissioniertechnologie Pick-by-Vision erledigen Mitarbeitende die Vorgänge mithilfe einer Datenbrille. Diese zeigt z. B. den Standort des zu kommissionierenden Artikels an sowie die zu entnehmende Menge. Die Artikelentnahme wird entweder durch Abscannen eines Codes per MDE-Gerät oder per in der Brille integrierter Kamera bestätigt.

FAQ zur Pick-by-Voice-Kommissionierung

Was ist Pick-by-Voice?

Pick-by-Voice ist eine Kommissioniertechnologie, bei der Mitarbeitende per Sprachbefehl durch den Kommissioniervorgang geführt werden. Sie ermöglicht es den Angestellten, Produkte freihändig und mittels eines automatischen Sprachsystems zu kommissionieren.

Welche technische Ausrüstung ist für das Verfahren Pick-by-Voice nötig?

Für die Umsetzung des Pick-by-Voice-Verfahrens benötigen Sie:
· Headset
· Mobiler Sprachcomputer
· WLAN-Netzwerk
· Lagerverwaltungssystem

Für welche Unternehmen ist Pick-by-Voice geeignet?

Die Kommissionierung per Sprachbefehl ist hauptsächlich für Unternehmen geeignet, welche ein hohes Kommissionieraufkommen, stark oder saisonal schwankende Lagerbestände oder viele verschiedene Artikel im Lager haben, zum Beispiel:
· E-Commerce-Unternehmen
· Drittanbieter von Logistikdienstleistungen
· Einzelhändler
· Pharmazeutische Unternehmen
· Fertigungsunternehmen

Bildquellen:
© gettyimages.de – monkeybusinessimages