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Cross Docking in der Logistik reduziert die Lagerzeit von Produkten und beschleunigt die Auslieferungsprozesse in Unternehmen. Wenn Cross Docking als Verfahren im Unternehmen implementiert wird, lassen sich damit Lieferzeiten beschleunigen und somit Lagerkosten einsparen. Welche Voraussetzungen für Cross-Docking erfüllt sein müssen, anhand welcher Methoden sich die Strategie im Unternehmen umsetzen lässt, welche Vor- und Nachteile Cross Docking mit sich bringt und mehr erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Cross Docking: Das Wichtigste in Kürze

  • Cross Docking bezeichnet ein bestandsloses Distributionsverfahren, bei dem Waren vom Absender vorkommissioniert angeliefert, im Cross-Docking-Center umgeschlagen und an die Kundschaft weiterversendet wird.
  • Das Verfahren ist auch unter den Begriffen X Docking oder Kreuzverkupplung bekannt.
  • Beim Cross Docking wird auf ein Bestandslager und dazugehörige Einlagerungsprozesse verzichtet. Schnelle Lagerzeiten und eine optimierte Lieferkette stehen bei der Warenumschlagsmethode im Vordergrund.
  • In der Praxis wird Cross Docking meist mit anderen Lagermethoden kombiniert, um flexibel auf Marktentwicklungen und veränderte Liefersituationen reagieren zu können.
  • Den hohen Anfangsinvestitionen und einer starken Abhängigkeit von pünktlichen Lieferungen stehen ein schneller Warenumschlag und reduzierte Kosten für Lagerplatz und -prozesse gegenüber.
  • Innerhalb des Cross Docking werden verschiedene Verfahren angewendet, die sich in der der Anzahl der Prozessschritte zwischen Wareneinang und -ausgang unterscheiden. Bei zwei- und mehrstufigen Cross-Docking-Verfahren werden die Ladeeinheiten je nach Auftrag zusätzlich neu kommissioniert oder sogar umgefüllt oder vormontiert.
  • X-Docking ist vorrangig für Unternehmen mit hohen Warenmengen und zuverlässigen, liefertreuen Partnerschaften vorteilhaft. Kleine und mittelständische Unternehmen profitieren nicht von der Warenumschlagsmethode.
  • Voraussetzung für die Nutzung von Cross Docking sind unter anderem eine leistungsfähige IT, die eine lückenlose Echtzeit-Daten-Übermittlung entlang der gesamten Supply Chain gewährleistet, sowie eine strikte Einhaltung von Lieferterminen.

Was ist Cross Docking? Definition und Merkmale

Cross Docking (verkürzt: X Docking) bezeichnet eine Methode des Warenumschlags. Bei dem auch als Kreuzverkupplung bekanntem Verfahren handelt es sich um ein bestandsloses Distributionsverfahren bzw. ein bestandsloses Umschlagslager: Dazu werden die Waren bereits vom Absender vorkommissioniert, sodass auf einen Einlagerungsprozess und ein Bestandslager verzichtet werden kann. Im Vordergrund stehen schnelle Bearbeitungszeiten und eine optimierte Lieferkette.

Das englische „Cross“ oder „X“ im Namen der Warenumschlagsmethode bezeichnet den Punkt in der Logistikkette, an dem die von einem Unternehmen ausgelieferte Ware umgeschlagen und an weiterverarbeitende Betriebe oder den Einzelhandel versendet werden. Ein Cross-Docking-Center ist nach dieser Definition also die Schnittstelle zwischen ausliefernden und abnehmenden Unternehmen.

In der Praxis sind reine Cross-Docking-Zentren selten. Viel häufiger kommen Mischformen aus Cross Docking und traditionellen Lagerstrategien vor. Das liegt daran, dass die meisten Unternehmen mehrere Distributionsverfahren einsetzen, um flexibel auf Marktentwicklungen und kurzfristige Anfragen Ihrer Kundschaft reagieren zu können. In diesem Fall können Bereiche innerhalb eines externen Zentrallagers oder Distributionslagers als Cross-Docking-Punkte genutzt werden.

Cross Docking: welche Vor- und Nachteile gibt es?

Wie jede Methode hat Cross Docking nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Dem großen Potenzial für ein schnelles, optimiertes Supply Chain Management mit Cross Docking stehen anfänglich hohe Investitionskosten und ein großer Organisationsaufwand gegenüber. Hier muss jedes Unternehmen gut abwägen, ob sich die Vorteile von Cross Docking auf die Lagerhaltung langfristig so stark und positiv auswirken, dass sich der Aufwand für die Umstellung lohnt.

Vorteile von Cross DockingNachteile von Cross Docking
• kurze Durchlaufzeiten von Gütern durch kontinuierlichen Warenumschlag
• schnelle, zeitgerechte Auslieferung möglich
• Einsparung von Lagerfläche, Fördertechnik und Lagerausstattung
• Reduzierung der Lagerhaltungskosten und Prozesskosten für Warenkommissionierung
• geringere Kapitalbindung im Lager
• großer Organisationsaufwand, da fehlerfreier Informationsfluss zwischen allen beteiligten Unternehmen der Supply Chain gewährleistet sein muss
• zunächst hohe Investitionskosten für Automatisierung und Lagertechnik
• Implementierung einer leistungsfähigen Software nötig, die Bestell- und Versandvorgänge in Echtzeit verwaltet
• geringere Flexibilität bei Lieferausfällen oder -verzögerungen
• hohe Abhängigkeit von termingerechter Zulieferung
• große Sorgfalt bei Warenerfassung und -zuweisung nötig

Welche Cross-Docking-Verfahren gibt es?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Cross Docking in der Betriebspraxis umzusetzen. Die Methoden unterscheiden sich darin, ob die Warenlieferungen unverändert vom Produktionsunternehmen zur Kundschaft gelangen oder in Zwischenschritten neu zusammengestellt oder umverpackt werden.

Einstufiges Cross Docking

Grafik, die das Einstufige Verfahren von Cross Docking aufzeigt

Die Warensendung wird vom ausliefernden Unternehmen entsprechend der eingegangenen Bestellung vorkommissioniert und mittels Cross Docking unverändert ausgeliefert. Dazu ist die Ware in festen Ladeeinheiten verpackt (z. B. Paletten) und bereits mit der Adresse des Endempfängers ausgezeichnet. In der Cross-Docking-Station erfolgt lediglich die Warenannahme und Umladung (Durchschleusung) auf das ausgehende Transportfahrzeug.

Zweistufiges Cross Docking

Grafik, die das Zweistufige Verfahren von Cross Docking aufzeigt

Hier wird die Warensendung vom ausliefernden Unternehmen ebenfalls vorkommissioniert angeliefert – jedoch nicht auf den Endempfänger, sondern auf die jeweilige Cross-Docking-Station angepasst. Hier werden die Waren anschließend neu kommissioniert und an die Bestellungen der Kundschaft angepasst. Dabei werden die Ladeeinheiten vor dem Transport an ihren Bestimmungsort verändert, zum Beispiel durch Palettierung kleinteiliger Sendungen oder Kitting verkaufsfertiger Produkteinheiten.

Mehrstufiges Cross Docking

Grafik, die das Mehrstufige Verfahren von Cross Docking aufzeigt

Ähnlich wie beim zweistufigen Cross Docking werden die angelieferten Wareneinheiten bei diesem Verfahren verändert. Allerdings finden zusätzlich zur Umsortierung der Ladeeinheiten mehrere (teils aufwändige) Prozessschritte wie Vormontage, Abfüllung, Etikettierung oder Konfektionierung statt. Auch die Ergänzung der Versandeinheiten um Waren aus einem traditionellen Bestandslager ist bei mehrstufigem Cross Docking möglich.

Während einstufiges und zweistufiges Cross Docking in der reinen Weiterleitung bzw. minimalen Anpassung der Warensendungen bestehen, ist das mehrstufige Cross Docking aufwändiger. Gleichzeitig bietet es aber einen wesentlich größeren Spielraum, um auf individuelle Bestellungen zu reagieren und Warensendungen passgerecht für die Kundschaft vorzubereiten.

Die Arbeitsschritte beim Cross Docking

Die Abläufe in einem Cross-Docking-Center lassen sich in vier bzw. fünf Phasen einteilen:

  1. Vorbereitung der Warensendung im Produktions- oder Versandunternehmen

    Nachdem eine Bestellung eingegangen ist, werden die entsprechenden Waren direkt nach der Produktion bzw. dem Wareneingang von einem Zulieferunternehmen kommissioniert und an die Cross-Docking-Station geschickt.

  2. Annahme der Warensendung im Cross Docking-Center

    Die Sendung wird im Wareneingang des Cross-Docking-Centers angenommen und auf Vollständigkeit entsprechend der eingegangenen Bestellung geprüft.

  3. Registrierung und Qualitätskontrolle der Versandgüter

    Die Versandeinheiten werden registriert und auf mögliche Beschädigungen überprüft. Falls keine Fehler gefunden werden und keine weiteren Arbeitsschritte erforderlich sind, geht die Sendung direkt zum Warenausgang.

  4. Falls nötig: Bedarfsgerechte Anpassung/Veränderung der Warensendung

    Beim zwei- und mehrstufigen Cross Docking erfolgen nun die Arbeitsschritte zur Umverpackung, Montage, Etikettierung etc. der Versandeinheiten.

  5. Registrierung und Versand der Waren an die Kundschaft

    Die erneute Registrierung der Versandeinheiten und die Verladung zum Weitertransport schließen das Cross Docking ab.

Cross Docking am Beispiel erklärt

Am deutlichsten wird das Potenzial von Cross Docking an einem Beispiel:

Gehen wir von einem Produktionsbetrieb aus, der Rasenmäher herstellt, in denen Motoren von einem Zulieferunternehmen verbaut sind. Geht eine Großbestellung ein, wird diese nicht nur dem herstellenden, sondern auch dem zuliefernden Betrieb in Echtzeit gemeldet. Die Motoren werden exakt zu dem Zeitpunkt angeliefert, an dem sie im Produktionsbetrieb für den Einbau benötigt werden. Nach ihrer Fertigstellung werden die Rasenmäher sofort verpackt und nach einer Prüfung der Bestellung im Cross-Docking-Center an ihren Bestimmungsort geschickt.

Bei diesem Beispiel wäre auch ein mehrstufiges Cross-Docking-Verfahren denkbar, bei dem Gehäuse und Motoren der Rasenmäher zeitgleich am Cross-Docking-Punkt eintreffen und erst dort montiert werden, bevor der Versand zur Kundschaft erfolgt.

Welche Voraussetzungen müssen für Cross Docking erfüllt sein?

Damit bei der Anlieferung, beim Warenhandling und beim Transport Cross Docking reibungslos ablaufen kann, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Entlang der gesamten Lieferkette werden Informationen und Echtzeit-Daten lückenlos mit allen Beteiligten (Lager, Lieferanten, Transportdienstleister, Kundschaft) koordiniert. Dazu gehören neben Bestands- und Bestellmengen auch Daten über alle Prozessschritte. Hierfür sind eine leistungsfähige Lagerverwaltungssoftware (LVS) und weitere zuverlässige IT-Lösungen notwendig.
  • Alle, über das Cross Docking verknüpften Partner, verpflichten sich zur strikten Einhaltung der vereinbarten Liefertermine und -mengen.
  • Im Lager besteht ein hoher Automatisierungsgrad, über den Bestell- und Versandvorgänge sowie die Kommissionierung von Waren zügig und mit möglichst wenigen Prozessschritten erledigt werden.
  • Die Cross-Docking-Station befindet sich in einer geografisch günstigen Lage – etwa in der Nähe von Ballungsräumen oder Industriestandorten – und verfügt über die nötigen Kapazitäten, um großen Warenmengen schnell und präzise umzuschlagen und auszuliefern.

Für welche Unternehmen ist Cross Docking geeignet?

Cross Docking birgt großes Optimierungspotenzial für Lieferketten und Lagerkosten, ist jedoch an einen hohen Automatisierungsgrad und die Vernetzung zwischen allen Beteiligten gebunden. Aus diesem Grund lohnt sich die Warenumschlagsmethode vor allem für Unternehmen mit

  • großem Auftragsvolumen,
  • geringen Individualbestellungen,
  • fester Kundschaft,
  • sowie gleichbleibenden, zuverlässigen Kooperationspartnerschaften mit hoher Termin- und Liefertreue.  

Für kleine und mittelständische Unternehmen, die vor allem Einzelbestellungen oder geringe Bestellvolumina bearbeiten, lohnt sich Cross Docking hingegen nicht. In diesem Fall sind die Kosten für die Implementierung der notwendigen Verwaltungs- und Kommunikationsstrukturen zu hoch, da die Technologie ihre Kosten- und Prozessvorteile in diesem Fall nicht voll ausspielen kann.

FAQ zu Cross Docking

Was bedeutet Cross Docking?

Cross Docking ist ein Distributionsverfahren, bei dem Waren ohne Einlagerung direkt vom Wareneingang zum Warenausgang umgeschlagen werden. Güter werden dazu vom Lieferunternehmen vorkommissioniert angeliefert, in ein-, zwei- oder mehrstufigen Cross-Docking-Verfahren zu Liefereinheiten zusammengestellt und anschließend ausgeliefert. Durch den kontinuierlichen Warendurchfluss werden Lagerkosten minimiert und Waren schneller auf den Versandweg an Endkunden gebracht.

Was ist einstufiges Cross Docking?

Beim einstufigen Cross Docking wird die Warensendung vom ausliefernden Unternehmen entsprechend der eingegangenen Bestellung vorkommissioniert und unverändert ausgeliefert. Dazu ist die Ware in festen Ladeeinheiten verpackt und bereits mit der Adresse des Endempfängers ausgezeichnet. In der Cross-Docking-Station erfolgt lediglich die Warenannahme und Umladung (Durchschleusung) auf das ausgehende Transportfahrzeug.

Worin besteht der Unterschied zwischen ein- und zweistufigem Cross Docking?

Der Unterschied zwischen den beiden Cross-Docking-Verfahren liegt in der Anzahl der Prozessschritte in der Cross-Docking-Station. Anders als beim einstufigen Cross Docking, bei dem vorkommissionierte Ladeeinheiten direkt zum Warenausgang geschleust werden, gibt es im zweistufigen Cross Docking einen zusätzlichen Kommissionierungsprozess. Dabei werden die Ladeeinheiten vor dem Transport an ihren Bestimmungsort verändert, zum Beispiel durch Palettierung kleinteiliger Sendungen oder Kitting verkaufsfertiger Produkteinheiten.

Was ist Crossdock Arrival?

Der Begriff bezeichnet im Grunde das Verfahren des einstufigen Cross Dockings. Hierbei treffen vorkommissionierte Ladeeinheiten im Cross-Docking-Center ein und werden ohne Einlagerung und direkt für den Weitertransport umgeschlagen.

Bildquellen:

@Jungheinrich AG